Abschlussbericht: „Krank in Haft?“

„Eine Ausstellung, die zum Nachdenken bringt […]“[1]

 

Nachdem klar war, dass der FREIE HILFE BERLIN e.V. sich an den Aktionstagen "Gefängnis 2018" aktiv beteiligen wird, gestaltete sich die Themenfindung für eine Ausstellung recht einfach. Als Akteur in der Berliner Straffälligenhilfe, der langjährige Erfahrung in der Betreuung von Straffälligen vor, während und nach der Haft hat, lag die Entscheidung nah, sich als Stimme der Betroffenen zu präsentieren.

 

Deswegen wurden in der darauffolgenden Zeit Betroffenenberichte über die eigene, individuell erlebte Krankheitsgeschichte gesammelt. Aufgrund von nachhaltiger Beziehungsarbeit konnten sechs Berichte von ehemals Inhaftierten gesammelt werden. In den Haftanstalten selbst konnten keine Berichte gesammelt werden, obwohl hier die Kontakte als auch ein Bedarf vorhanden waren. Es wurde sich entschieden, die Berichte ungefiltert auszustellen, um jegliche Bewertung und/oder Zensur zu vermeiden.

 

Um eine aktuelle Stimme aus der Haft zu bekommen, konnte die Gefangenenzeitung "der lichtblick" gewonnen werden, sich mit einer Collage zu beteiligen. Darüber hinaus wurden noch kostenlose Exemplare ausgelegt um neue Leser*innen zu gewinnen.

 

Am 24.09.2018 wurde dann die gelungene Ausstellung durch Frau Kurch, die Geschäftsführerin des FREIE HILFE BERLIN e.V., eröffnet. Als zweite Rednerin führte Frau Krutsch, Delegierte der Ärztekammer für den Berliner Vollzugsbeirat und praktizierende Ärztin, eindrucksvoll Ihre Erfahrungen der ärztlichen Behandlungssituation in der Haft aus. Im Anschluss daran berichtete Frau Benkert über ihre Erlebnisse als ehrenamtliche Vollzugshelferin, die einen Inhaftierten über die Haftentlassung bis in den Tod begleitete.

 

In der darauffolgenden Woche bis zum 28.09.2018 war die Ausstellung täglich nachmittags für die Öffentlichkeit barrierefrei zugänglich. Über das Gästebuch wurde belohnendes Feedback gegeben, z.B.: „Sehr interessante Ausstellung, die neue Einblicke gewährt und bei mir Fragen aufwirft, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe […]“[1]. Die während der Laufzeit der Ausstellung gesammelten Spenden werden zur vollen Höhe an die Gefangenenzeitung der lichtblick weitergegeben.

 

Da der FREIE HILFE BERLIN e.V. die Aktionstage Gefängnis begrüßt und befürwortet, ist eine weitere Beteiligung in der Zukunft geplant. Auch ist es eine Überlegung die jetzt schon vorhandene Ausstellung im weiteren Verlauf zu erweitern und auch in anderen Zusammenhängen zu präsentieren. Auch wenn diese Tätigkeiten neben dem Normalbetrieb ablaufen und deswegen eine wesentliche Zunahme der Arbeit bedeutet, sind die Beteiligten davon überzeugt, damit einen wichtigen Beitrag im aktuellen Diskurs zu leisten.

 

Eva Morlo, Ruth Warkentin und Aaron Mayer                                     Berlin, 24.10.2018

[1] Beitrag aus dem Gästebuch, 20.09.2018